Liebe Forscher:innen,
mich beschäftigen die Auswirkungen der politischen Entscheidungen der Trump-Administration, aber auch des Kongresses auf die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika. Durch die Einfrierung der Finanzmittel der bundesstaatlichen Behörden konnten während des Shutdowns Programme wie das "Supplemental Nutrition Assistance Program" (SNAP) nicht bezahlt werden. Dadurch hatten viele Personen Probleme sich zu ernähren, da sie auf die bundesstaatlichen Hilfen angewiesen sind.
Ich habe nun folgende Frage: Waren dadurch nicht auch überproportional Wähler der republikanischen Partei und von Donald Trump betroffen? Gibt es eine Korrelation zwischen Personen, die SNAP Unterstützung bekommen, und den Wahlbezirken, wo vor allem für Donald Trump gewählt wurde?
Ich bin Literaturwissenschaftler und nicht Politologe und Soziologe, halte mich also nicht für einen Experten in der Frage. Aber natürlich verfolge ich die derzeit laufenden, massiven politischen, sozialen und juristischen Veränderungen mit grossem Interesse und grosser Besorgnis. Die Frage, die Sie zu den Auswirkungen der Kürzungen des Lebensmittelhilfe-Programms Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) stellen, ist mir nicht neu und ich habe unterschiedliche Einschätzungen gelesen und gehört. Jetzt, nach Recherchen in teils öffentlich zugänglichen Texten der New York Times, des Pew Research Center, der Food Industry Association und des Economic Policy Institute weiss ich, wieso die Informationen, die mich bisher erreichten, divergent waren. Es ist, wie so oft, etwas kompliziert.
Genauer: SNAP-Mittel wurden im Rahmen der (nicht besonders schönen) "One Big Beautiful Bill Act" (OBBBA) gekürzt. In absoluten Zahlen gibt es in den USA mehr demokratische Empfänger des Lebensmittelhilfe-Programms SNAP. Nach einer Studie der Konsumforschungsfirma Resonate vom Oktober 2025 identifizieren sich 37% der SNAP-Empfänger als Demokraten, 24% als Republikaner und 31% als Unabhängige. Alleine im verlässlich demokratisch wählenden, bevölkerungsreichsten Staat Kalifornien gibt es ca. 5.5 Millionen SNAP-Empfänger.
Anderseits gibt es prozentual in (ländlicheren, weisseren, konservativeren) red states wie Oklahoma und West Virginia mehr SNAP-Empfänger als in (urbaneren, ethnisch diverseren, liberaleren) blue states wie Kalifornien und New York. Satte 25 der 30 Staaten, die für Trump gewählt haben, haben einen Prozentsatz an SNAP-Empfänger*innen, der höher ist als der nationale Durchschnitt.
Deshalb werden die von der 2. Trump-Administration und dem republikanisch dominierten Kongress verantworten Kürzungen von SNAP die mehrheitlich republikanisch wählenden red states gefühlt stärker treffen als die mehrheitlich demokratische wählenden blue states. Gefühlt nicht nur, weil ein grösserer Prozentsatz der Menschen in red states die Lebensmittelhilfe erhält, sondern auch in dem Sinne, dass Menschen, die in ländlicheren Staaten und dort oft in Dörfern oder Kleinstädten wohnen, tendenziell enger untereinander vernetzt sind als urbane Bevölkerungen. In einer Grossstadt merkt man es eher weniger, wenn der Nachbar kein Geld mehr zum Essen hat als in einem Dorf oder in einer Kleinstadt. Zumindest in dem Sinne treffen die Trumpschen Kürzungen von SNAP Trump-Wähler besonders hart.
Allerdings sprechen die nackten Zahlen, wie oben geschrieben, eine andere Sprache: Da insgesamt mehr demokratische Wähler SNAP-Empfänger*innen sind, treffen die Trumpschen Kürzungen mehr Wähler der Demokraten.
Fazit: In absoluten Zahlen sind mehr demokratische Wähler*innen von den SNAP-Kürzungen betroffen. Republikanische Wähler*innen werden die Kürzungen allerdings zumindest gefühlt stärker zu spüren bekommen.
Danke für die spannende Frage! Ich hoffe, meine Antwort ist hilfreich.
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